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Logo Matthias Döll

Wir müssen reden. Über Entlassungen.

Entlassung als Lösung – wirklich? Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler hinterfragen in ihrem Beitrag im « Das Magazin» die Wirkung von Entlassungen. Gerade in der aktuellen Wirtschaftslage lohnt sich eine Überprüfung von Alternativen.

Und doch gibt es Situationen, wo Kündigungen unumgänglich sind. Leider wird dieser Prozess immer wieder unterschätzt und oft falsch angegangen. Solche Massnahmen müssen ganzheitlich geplant und durchgeführt werden: Definition des Prozesses, Berücksichtigung der rechtlichen Auflagen, Kommunikationsplan intern und extern, Durchführung der Kündigungen, Begleitung der Betroffenen und - das wird selten bis nie beachtet - Begleitung der «Survivors».

Im hektischen Tagesgeschäft fehlt oft die Zeit für eine seriöse Planung und Durchführung. «Kleinigkeiten» werden übersehen und es entwickelt sich eine negative Dynamik. Den involvierten Vorgesetzten und HR-Abteilungen fehlen oft die notwendige Distanz und Objektivität.

Und nun kommen wir zum Artikel von Mikael Krogerus, "Magazin"-Redaktor und Roman Tschäppeler, Kreativproduzent:

Wer in leitender Funktion arbeitet, kennt ein englisches Kürzel, dass früher oder später in Sparrunden fällt: FTE. FTE steht für «Full Time Equivalent», Vollzeitarbeitsstellen, und beschreibt die teuerste Einheit im Betrieb: Menschen.

Niemand entlässt gern. Aber in Krisenzeiten sind Kündigungen die effektivste Methode, um Kosten einzusparen. Aber sind sie auch die richtige?

Diese Frage stellte sich Wayne Cascio von der Universität von Colorado. Kürzlich hat er mit zwei
Kollegen eine Untersuchung über alle kotierten Unternehmen der New Yorker Stock Exchange im Zeitraum von 1980 bis 2016 abgeschlossen.

Seine Erkenntnis: Börsenkotierten Unternehmen, die Entlassungen so lange wie möglich hinauszögerten – sei es durch Gehaltskürzungen, unbezahlten Urlaub oder durch das Aushalten von Verlusten –, ging es zwei Jahre später besser als vergleichbaren Unternehmen, die Mitarbeiter entlassen hatten.

Natürlich können Entlassungen nicht immer verhindert werden: Wenn zum Beispiel ein Betrieb längere Zeit ganz ohne Einnahmen ist, dann wird es schwierig, Personal zu halten. Aber häufig entlassen Unternehmen schon bei Umsatzrückgang. Die Untersuchung zeigt: Wenn ein Unternehmen eine Krise überlebt, dann schaden die Entlassungen langfristig eher. Die Erklärung: Bei Entlassungen verlieren Sie nicht nur Arbeitskräfte, Sie verlieren Menschen, die den Betrieb kennen, die das sogenannte institutionelle Gedächtnis pflegen. Und nicht zuletzt leidet auch die Kreativität der verbleibenden Mitarbeitenden, weil sie risikoscheuer werden.

Aber da ist noch mehr. Mehrere Studien fanden heraus, dass der Verlust des Jobs mit dem Verlust
eines geliebten Menschen vergleichbar ist. Genauer: dass man schneller mit dem Tod einer nahestehenden Person klarkommt als mit Arbeitslosigkeit.

Wenn Sie also die Corona-Krise überleben wollen, ohne Ihre Würde und Ihren langfristigen Unternehmenserfolg aus den Augen zu verlieren, sollten Sie sich Folgendes überlegen: Bevor Sie Angestellte entlassen, kürzen Sie die Gehälter Ihrer Kadermitarbeitenden – inklusive Ihres eigenen. Es ist nicht nur langfristig günstiger, es ist auch gerechter.

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